ORF2, 21:48. Es läuft die Sendung Autofocus, eine Art Dauerwerbesendung der Automobilindustrie. Headliner der Sendung soll das Familienauto sein – berichtet wird über SUVs.
Motto: „Das Familienauto muss heutzutage nicht mehr bloß flexibel und praktisch, sondern zu einem gewissen Grad auch repräsentativ sein.“
Ich finde die Behauptung ja schon interessant, dass das eigene Auto erst in den letzten Tagen zum Statussymbol geworden ist. Marketing-Sprüche lassen grüßen…
Innerhalb des Beitrags-Blocks am Besten gefallen hat mir ja das Beispiel, in dem in einen mittelkleinen SUV mit umgeklappter Rücksitzbank 4 Kinderfahrräder eingeladen werden. Volle Super, was da alles hineinpasst! Was dann allerdings nicht gezeigt wurde: Wohin mit den 4 Kids? Hmmmm…
Naja, alles egal. Denn zum Schluss kommt die große Rechtfertigung dafür, dass Autos so geil sind: Die Automobilindustrie sichert in Österreich 450.000 Arbeitsplätze!
Na dann: kaufen wir uns doch ein Zweit- oder Dritt-Auto! Wenn Arbeitsplätze gesichert werden, kann es uns doch nur Recht sein!
…oder war da noch was? Kurze Rechnung: In Österreich gibt es ca. 2,4 Mio unselbständig Beschäftigte. Das ergibt also knapp 20% der arbeitenden Bevölkerung, die in oder für die Auto-Industrie beschäftigt sind. 20%, die nur dafür den besten Teil ihres Lebens opfern, damit andere arbeitende Leute mit dem Auto von A nach B kommen (großteils von Zuhause in die Arbeitsstätte). Ob diejenigen, die im Bereich der für den Individualverkehr notwendigen Infrastruktur (Strassenbau, Mineralölverwertung, Verwaltung…) beschäftigt sind, bereits in die Rechnung integriert sind, wage ich zu bezweifeln.
Ich stelle jetzt einmal die Behauptung in den Raum, dass es genügend Bereiche in unserer Gesellschaftsstruktur gibt, in denen Arbeitsleistung besser aufgehoben ist als in einem Sub-sub-Unternehmen zu arbeiten, das Zulieferteile für Autos zusammenbastelt, die ein paar Jahre lang die meiste Zeit den öffentlichen Raum verparken um nach der kurzen Zeit der realen Benutzung als Sondermüll der weiteren Verwertung zu harren.
Nur so als Ideenlieferanten: Wissenschaft, Lehrberufe, Beschäftigte im Sozialbereich…
Vielleicht sollte ich beim Fernsehen doch manchmal das Hirn abschalten. (Oder etwa doch nicht?…)